Wie produktiv sind wir im Homeoffice? Eine einfache Frage ohne einfache Antworten.

Homeoffice ist seit der Pandemie in vielen Branchen zum neuen Standard geworden. Doch wie produktiv sind wir wirklich, wenn wir von zu Hause aus arbeiten? Wissenschaftliche Studien liefern interessante, allerdings teils widersprüchliche Erkenntnisse.

Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Produktivität im Homeoffice sogar deutlich höher sein kann als im Büro. Eine Studie der Universität Stanford aus dem Jahr 2015 , die 249 Beschäftigte über neun Monate begleitete, ergab etwa, dass die Produktivität im Homeoffice um 13 % anstieg. Das wurde auf weniger unproduktive Zeit, weniger Ablenkungen und weniger Pausen zurückgeführt. Bei freier Wahl zwischen Büro und Homeoffice erhöhte sich die Produktivität noch weiter auf 22%. Die ebenfalls erfasste Qualität der Arbeit litt nicht unter dem höheren Arbeitspensum. Auch neuere Untersuchungen bestätigen diesen Trend und zeigen eine Effizienzsteigerung im Homeoffice.

Andere Untersuchungen kommen jedoch zum gegenteiligen Ergebnis. So erhob etwa auch eine Studie aus dem Jahr 2023 die Arbeitsleistung von Beschäftigten im Homeoffice und im Büro. Hier zeigte sich, dass die Produktivität (definiert als die Arbeitsgeschwindigkeit) im Homeoffice sank.
Eine weitere Studie lässt wiederum vermuten, dass die wahrgenommene Produktivität im Homeoffice vom Mindset abhängt, also dem Ausmaß der mentalen Anpassungsfähigkeit an Fernarbeit.

Diese widersprüchlichen Ergebnisse zeigen zum einen, dass vielen Untersuchungen unterschiedliche Ausgangsbedingungen und Messkriterien zugrunde liegen: Während einige Studien die reine Arbeitsmenge und -dauer betrachten, legen andere ihren Fokus auch auf Faktoren wie Qualität, Kreativität oder Zielerreichung. Die Vielfalt der Perspektiven von Produktivität ist also genau so groß, wie die Definition von Produktivität unspezifisch ist: „Productivity is the efficiency of production of goods or services expressed by some measure.“ (Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Productivity, 12.03.2025)

Die Widersprüche in den Studienergebnissen legen zum anderen aber auch nahe, dass die Produktivität im Homeoffice von vielen unterschiedlichen Einflussfaktoren abhängt. Dazu gehören die individuelle Arbeitsweise, die Art der Tätigkeit, die häusliche Umgebung und die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren. Die Unternehmenskultur, Führungsstile und die Unterstützung durch das Unternehmen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Und nicht zu vergessen, auch die Persönlichkeit: Während manche im Homeoffice aufblühen, fehlen anderen der soziale Austausch und die Struktur des Büroalltags.

Fazit:

Ob Homeoffice die Produktivität steigert oder mindert, ist keine einfache Frage und hängt von verschiedenen Umständen ab. In den nächsten Monaten werden wir in unserem Blog aus arbeitspsychologischer Sicht auf einige der wichtigsten Aspekte eingehen, die für einen guten und für alle Seiten positiven Umgang mit der Thematik Homeoffice berücksichtigt werden sollten.

PS: Neben der Produktivität sind für eine erfolgreiche Implementierung von Homeoffice natürlich auch andere Aspekte zu bedenken. So kann etwa die „Unsichtbarkeit“ im Homeoffice möglicherweise die Aufstiegschancen im Unternehmen verringern bzw. das Talent Management erschweren, wenn nicht aktiv gegengesteuert wird.

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